Die großen Fragen der ZEIT

(25. Mai 2025)

 

Seit ihrer Ausgabe vom 15.5.2025 widmet sich die als liberal geltende und sich auch so begreifende Wochenzeitung DIE ZEIT den „großen Fragen unserer Zeit“. Als solche hat sie das Wesen des Westens („Was macht den Westen aus?), die Steuerung der Migration („Lässt sich Migration steuern?“), Wohlstand und Wachstum („Gibt es Wohlstand ohne Wachstum?“), den Klimawandel („Was wissen wir über den Klimawandel?“) sowie den Nahostkonflikt („Worum geht es im Nahostkonflikt?“) identifiziert.

Ganz oben auf der Agenda und deshalb vor den obigen Bagatellen als erste behandelt steht eine andere, nämlich die brennendste aller Fragen: Ist Russland unbesiegbar? Autor ist Michael Thumann, der in dem Artikel u. a. seine beim Verfassen seines jüngst erschienen Buches „Eisiges Schweigen flussabwärts“ gewonnenen ‚Erkenntnisse‘ zweitverwertet.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Natürlich ist Russland nicht unbesiegbar! Und mehr noch: Es wäre zu seinem Vorteil, wenn es endlich wieder einmal militärisch besiegt würde. „Die Niederlage ist viel mehr als eine Abweichung von der Regel des Sieges, sie ist eine urrussische Erfahrung. Ein Trauma für Nationalisten, eine Hoffnung für Reformer.“

Der lange historische Anlauf, den Thumann nimmt, führt schließlich zu dem Ziel, dessentwegen die große Frage nach der Unbesiegbarkeit Russlands ja überhaupt und vor allem zum jetzigen Zeitpunkt aufgeworfen wird: Der Krieg in der Ukraine oder: Wie könnte eine Niederlage Russlands in diesem Krieg aussehen?

Sie bedeute nicht unbedingt, dass „die russischen Truppen in der Ukraine vollständig geschlagen werden. Eine Niederlage wäre es auch, wenn Putin seine Ziele nicht erreicht.“

Fazit: Wenn wir also weiter und mehr Waffen in die Ukraine liefern, dann geht es dabei nicht um unsere Ziele, wie etwa die Einverleibung der Ukraine in NATO und EU, es geht letztlich um die Erlösung des russischen Volkes, das ja geradezu darauf wartet.

Dann müssen die russischen Kleinen auch nicht mehr in Moskau mit Minipanzern im Park des Sieges ausweglos im Kreis fahren, wie es Thumann eindrucksvoll schildert, dann können sie vielleicht, wie heute schon ihre litauischen Alterskameraden in Vilnius, auf richtigen deutschen Panzern herumklettern.

Garniert wird der Artikel durch ein Interview mit dem Renegaten Gerd Koenen, der seine politische Laufbahn beim maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschlands begonnen und den dort gelernten Kampf gegen die Sowjetunion heute mit dem gegen Russland fortsetzt. Vor der Bundestagswahl im Februar bereits vertraute er der FAZ an, das beste sei doch eine schwarz-grüne Bundesregierung, weil diese keinerlei Hemmnisse oder quantitative oder qualitative Grenzen bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine setzen werde.