Brüsseler Gangstersyndikat
(17.12.2025)
Seit Wochen finden in Brüssel immer wieder Treffen eines europäischen Gangstersyndikats statt, beim dem es einzig und allein um ein Thema geht: Die Aufteilung einer Beute in Höhe von, so hört man zuletzt, 185 Milliarden Euro. In deren Besitz war man auf ganz ungewöhnliche Weise gelangt, ohne jegliche Drohung, ohne jegliche Gewalt… einzig und allein auf das Versprechen an den damals, na ja, nicht gerade befreundeten, aber doch in gemeinsamen Geschäftsinteressen verbundenen Eigentümer, man werde auf das Geld nicht nur gut aufpassen, man werde es sogar durch Zinsen usw. noch mehren (nach Abzug der üblichen Kosten, Gebühren etc., versteht sich. Um ein Wort aus dem „Paten“ zu zitieren: „Wir sind ja schließlich keine Kommunisten…“).
Die Zinsen hatte man sich allerdings bereits vor geraumer Zeit unter den Nagel gerissen, in der Erwartung, der Eigentümer werde das erst einmal hinnehmen, aber auch, weil der damalige amerikanische Boss nichts dagegen hatte.
Das war allerdings fast ein Luxusproblem im Vergleich zur jetzt anstehenden Frage der vollständigen Aneignung der Beute selbst. Denn zum einen hat der neue amerikanische Boss ganz andere Pläne über deren Verwendung, zum anderen ist man sich im Syndikat selbst nicht einig. Aber der Reihe nach.
Vor einiger Zeit tauchte immer häufiger einer in den Sitzungen des Syndikats auf, der sich mit dem Eigentümer der Milliarden in einem Bandenkrieg befand und die Unterstützung des Syndikats, am liebsten aber gleich die Aufnahme ins Syndikat suchte. Gefragt, was er denn zu bieten habe, verwies er auf gigantische Geschäftsmöglichkeiten in seinem Einflussbereich. Ihn gleich ins Syndikat aufnehmen, wollte man ihn gleichwohl nicht, aber eine spätere Mitgliedschaft stellte man ihm in Aussicht. Und Waffen hatte man schließlich auch noch einige im Arsenal, die entweder ausgemustert werden sollten oder von denen man nicht so recht wusste, wie gut sie im Ernstfall funktionieren.
Aber dann wurde der Neue immer drängender, er ging dem Syndikat regelrecht auf die Nerven. Er werde den Bandenkrieg gegen den Eigentümer der vielen Milliarden, so seine ständig wiederholte Botschaft, ohne Unterstützung des Syndikats verlieren. Das Syndikat dachte natürlich immer an die Geschäftsaussichten und entschloss sich, dem Neuen zu helfen.
Allerdings war man selbst ein bisschen, na ja, nicht klamm… aber man wollte dem Neuen nicht einfach so viele schöne eigene Milliarden geben, die man, so pleite wie der Neue war, mit Sicherheit nicht wiederbekommen würde… man war schließlich keine Hilfsorganisation, sondern verfolgte eigene wirtschaftliche Interessen.
Da kam einer auf eine ganz schlaue und gerissene Idee: Man könnte sich ja nicht nur die Zinsen, sondern das ganze Vermögen selbst, das der Eigentümer dem Syndikat anvertraut hatte, unter den Nagel reißen und es dem Neuen geben. Natürlich nicht so einfach, da musste man eine möglichst komplizierte Konstruktion finden. Also beauftragte man die Consiglieri des Syndikats, die schließlich dafür bekannt waren, für alles und jede Illegalität irgendeine windige oder abwegige legale Lösung zu finden, sich etwas einfallen zu lassen. Auf die war noch immer Verlass. Sie fanden tatsächlich ein Konstrukt, das niemand so richtig verstehen konnte, das aber den Eindruck erweckte, man stehle das Geld nicht, sondern gebe dem Neuen nur ein Darlehen. Das würde der zwar niemals zurückzahlen können, aber danach fragte ja im Moment zum Glück keiner… Und so konnte das Syndikat mit gestohlenem Geld den Bandenkrieg des Neuen finanzieren, um seine Geschäftsinteressen zu verfolgen, und sich dabei auch noch als großer Wohltäter aufspielen…