Westfälischer Pfefferpotthast oder: Krieg ist Frieden
(8. November 2025)
Am 5.11.2025 wurde der „Internationale Preis des Westfälischen Friedens“ 2026 an die NATO verliehen. „Mit der Auszeichnung des NATO-Bündnisses würdigen wir eine Institution, die in einer Zeit globaler Unsicherheit Verlässlichkeit schafft, Partnerschaft fördert und Frieden durch Stabilität ermöglicht“, erklärt Dr. Reinhard Zinkann, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe. „Der Westfälische Frieden steht für Ordnung durch Verständigung und Einbindung. Genau das leistet die NATO im 21. Jahrhundert. Unter der Führung von Mark Rutte zeigt sie, dass militärische Stärke und Friedenssicherung kein Widerspruch sind, sondern sich gegenseitig bedingen. […] Die NATO steht seit mehr als sieben Jahrzehnten als Bündnis für eine regelbasierte Sicherheitsarchitektur, die Konflikte eindämmt, Eskalation vorbeugt und Zusammenarbeit stärkt.“ (wirtschaftliche-gesellschaft.de, 5.10.2025) So einfach ist das, möchte man der Jury aus „hochrangige(n) Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft zur Vergabe des Preises und zur Auswahl der Friedenspreisträger“ zurufen. Das illustre Gremium besteht u. a. aus dem ehemaligen Außenminister und jetzigen Rheinmetall-Aufsichtsrat Siegmar Gabriel, dem deutschen Botschafter in Russland Alexander Graf Lambsdorff, Friedrich Merz und Cem Özdemir, dem „Chef des Hauses Hohenzollern“ Georg Friedrich von Preußen, Reinhard Zinkann ist Vorstandsvorsitzender der Miele KG. („Frieden durch Zusammenarbeit“ ist die Pressemitteilung vom 5.11.25 überschrieben. Mit wem arbeitet die NATO eigentlich zusammen? Na klar, mit sich selbst…)
Natürlich gab es sofort Kritik an der Entscheidung. Die üblichen Verdächtigen, die ewige Linke. Die stets den Puls der Zeit fühlende Süddeutsche Zeitung übernahm für irritierte Geister die Deutung: „Paradox, aber richtig“, kommentierte sie am 7.10.2025.
Wir hingegen erklären hier ohne jede Einschränkung oder Irritation, ohne Wenn und Aber, dass wir die Verleihung des Westfälischen Friedenspreises an die NATO auf das entschiedenste begrüßen!
Sie reiht sich ein in die diesjährige Liste der Verleihungen diverser Friedenspreise, denen gemeinsam ist, dass sie ebenso wie die jeweiligen Preisträgerinnen und Preisträger mit dem Einsatz für den Frieden nichts zu tun haben.
Der Friedensnobelpreis an die „venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado“ (tagesschau.de), die sich weniger um den Frieden denn als Gegnerin des im Westen verhassten venezolanischen Präsidenten verdient gemacht hat, der Aachener Karlspreis an Ursula von der Leyen, die erfolgreich die Ausweitung der EU von einer nur imperialistischen zu einer auch militaristischen Organisation verfolgt, der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den Bellizisten Karl Schlögel, der für den Krieg gegen Russland trommelt, und nun der Westfälische Friedenspreis an die NATO, auf deren Konflikt eindämmendes Wirken im ehemaligen Jugoslawien oder im Ukraine-Krieg nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Mit der Ehrung der NATO ist endgültig auch der letzte Schleier gefallen. Es geht bei diesen mit viel Getöse verliehenen Friedenspreisen nicht um die Würdigung des Einsatzes oder gar des Schaffens von Frieden, es geht um die kulturelle Absicherung der politischen, ökonomischen und militärischen Hegemonie des Westens. Dies legen Preisverleihungen wie die an die NATO in erfeulicher Klarheit offen. Und deshalb begrüßen wir sie emphatisch.
PS.
Um dem Vorwurf der destruktiven Krittelei vorzubeugen, hier ein Vorschlag für künftige Verleihungen: Wir schlagen Armin Pappberger, den Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall AG als nächsten Preisträger vor. „Schon früher als andere hat er erkannt, dass nur grenzenlose Aufrüstung in der Lage ist, den Frieden zu sichern…“ So könnte doch die Begründung der Jury eingeleitet werden. Und für welchen Friedenspreis?
Ganz egal. Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Westfälischen Friedenspreis oder auch den Friedensnobelpreis. Hauptsache, was mit schön irreführendem Frieden im Namen. Den Friedensnobelpreis vielleicht… wäre doch schön, wenn nach Gustav Stresemann, Ludwig Quidde, Carl von Ossietzky und Willy Brandt mal wieder ein Deutscher dran wäre.